Kennt ihr das: ihr zieht eurem Kind die Socken an – plötzlich ein vehementer Protest des Kindes „Nein! Diese Socke ist so nicht fein, das da muss grad sein und das da glatt!“ Das Kind zeigt dabei auf das Muster der Socke und auf das Bündchen derselben. Oder – euer Kind zieht sich die Stiefel an – plötzlich wieder ein vehementer Protest – und das Kind schlüpft wieder heraus, denn die Hose stört im Stiefel oder – die Hose ist etwas verdreht im Stiefel oder die Socken sind nicht mehr ganz so glatt wie sich das Kind das wünscht.
Wie oft hatte ich im Kindergarten den Kindern beim Schuhe anziehen zur Seite gestanden (besser gesagt, gesessen) und diese Situation erlebt?! Die Kinder und ihre Eigenheiten beim Tragen ihrer Socken, ihrer Schuhe, ihrer Halstücher, ihrer Mützen,…ist ein besonderes Phänomen und hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.
Dann kam meine Tochter! Und ich fand es zeitweise nicht mehr zum Schmunzeln sondern eher zum aus der Haut fahren!! Unsere Frau Tochter hat sich eine Zeitlang immer wieder alle Klamotten vom Leib gerissen, weil der Träger ihres Unterhemds irgendwie nicht genau an der richtigen Stelle lag. Da diese Eigenheit sich bei ihr in der Winterzeit, sobald sie die Winterjacke anzog, zeigte, war das Anziehen und Hinausgehen jeweils eine langwierige Sache. Das Thema mit den Socken kenne ich bei ihr zur genüge und wehe ihr Stirnband oder ihr Halstuch ist nicht so, wie es für sie angenehm ist !! Dann raucht der kleine Vulkan! Tja. Was kannst du da als Mama in einer solchen Situation machen? Beim ersten Mal hab ich gestaunt. Beim zweiten Mal hab ich versucht ihr zu helfen – großer Fehler!! Beim dritten Mal wurde ich zum Vulkan. Beim vierten Mal nahm ich es gelassen und ließ ihr Zeit. Und dann ging es ungefähr wieder von vorne los. Staunen, helfen, Vulkan, gelassen. Bis ich es kapiert habe und bei „gelassen“ blieb. Dann wurde es einfacher.
Ich verstehe, dass sie da grad irgendwie unrund ist und es ihr nicht darum geht, mich zu ärgern oder sich von ihrer unschönen Seite zu zeigen. Sie fühlt sich vielleicht gerade gestresst oder ist empfindsam, wie sich die Kleidung an ihrem Körper anfühlt. Wenn es um den Bereich von ihrem Hals und ihrem Kopf geht, kommt mir ihre Geburt in den Sinn und ich verstehe sie dann noch besser. Bin vorsichtig und lass ihr nochmal mehr Zeit. Das entspannt die ganze Situation.
Und inzwischen kann ich wieder schmunzeln.
Auch über meine Eigenheiten – davon hab ich mehr als genug – die betreffen aber nicht die Kleidung.
Zum Beispiel diese Sache: wehe es ist noch ein Reiskorn, Teeblatt oder ein Haferflöckchen in der Verpackung wenn ich sie in den Müll schmeißen will. Jedes Pflänzchen ist da mühsam gewachsen, wurde geerntet, verpackt, verkauft, heim transportiert und in der Küche eingeräumt. Und dann würde ich eines, auch wenn es nur ein klitzekleines dieser wertvollen Körnchen, Flöckchen oder Kräuterchen ist einfach in den Müll schmeißen?!?! Nein, das geht gar nicht! Da schüttel ich heraus, schneide auf, klaube mit dem Finger nach den Resten…sonst könnte ich nicht schlafen. Ganz bestimmt nicht!
Dazu hab ich letztens einen sehr schönen Spruch gefunden – vielleicht hilft er euch, die Eigenheiten eurer Kinder und euch selbst mit Humor und mehr Gelassenheit zu nehmen.
„Natürlich bin ich kompliziert. Ich bin es aber auch wert!“
Und das nächste Mal reden wir über die Eigenheiten beim Essen, ja? Wenn sich die einzelnen Speisen auf dem Teller nicht berühren dürfen, oder ein Brötchen nicht auseinander geschnitten werden darf oder…