Und nun?

Ich zur Tochter: „Kannst du bitte im Badezimmer die Klopapierrollen nachfüllen?“ Tochter: „Ja, gerne!“ Sie schnappt sich die Packung mit den Klopapierrollen, springt ins Bad und  summt vor sich hin. Als ich mit einem Stapel Handtücher ins Bad komme zeigt sie mir stolz ihren Klorollenturm (siehe Foto)! „Mama! Schau wie hoch!“ Und freudig hüpft sie aus dem Bad. Ich: „Öhm…und was ist mit einräumen?“ Tochter(singend):“Das kannst du machen – ich hab keine Lust mehr!“ Aha!

Während ich im Bad also den Klorollenturm abbaue und unser Depot auffülle gehen mir wieder einmal einige Fragen durch den Kopf: Ist es ok, wenn ich sie ziehen lasse? Ohne ihre Aufgabe erfüllt zu haben? Ist es wichtig, hier konsequenter zu sein? Ist es besser, sie zurück zu holen und von ihr einzufordern, dass sie das doch bitte fertig machen soll? Denn so geht das doch nicht – einfach mitten in einer Arbeit weg zu laufen. Das kann im „richtigen Leben“ so auch nicht gemacht werden. Es ist doch wichtig, dass sie lernt, die Dinge, die sie beginnt auch zu Ende zu bringen.
Ja, das stimmt schon. Das find ich ja auch sehr wichtig. Aber wichtig ist auch, dass sie spürt, wozu sie wirklich Lust hat, was ihr wirklich Freude macht, wo sie in ihrem Tun aufgeht und ganz erfüllt ist.

Definitiv hatte sie Lust und Freude daran, einen Klopapierrollenturm zu bauen. Die Herausforderung, alle Rollen übereinander zu stapeln ohne dass sie umkippen war ihr in diesem Moment viel Wichtiger als meine Bitte. Sie ist ihrem Impuls gefolgt, hat sich eine Aufgabe, ein Ziel gesetzt und dies auch zu Ende gebracht, erreicht. Sie war erfolgreich und  sichtlich glücklich.

Was ist nun wichtiger? Eine (meine) an sie gerichtete Aufgabe zu erfüllen? Oder die aus ihr kommende, selbst gestellte Aufgabe zu erfüllen? Ist es besser aufzuhören, wenn es für sie keinen Sinn mehr macht? Oder ist es besser durch zu halten?
Sich selbst treu bleiben? Oder sich anpassen?

Im Fall des Klopapierrollenturms ist diese Frage natürlich sehr leicht zu beantworten! Ich freute mich sehr über ihre spontane Idee, ihre Fröhlichkeit und ihre Klarheit meine Bitte doch nicht zu erfüllen.
Manchmal ist die Situation wesentlich komplexer und alles andere als leicht zu beantworten.
Aber solche kleine „Übungsfelder“ helfen mir, die wesentlichen Fragen zu stellen, abzuwägen, inne zu halten um auch in herausfordernden Situationen nicht voreilig zu handeln.
Wie geht es euch in solchen  Momenten?