Still sitzen kannst du einem Kind nicht beibringen. Still sitzen ist ein Bedürfnis. Aber wenn das Bedürfnis nach Bewegung zu wenig gestillt ist und wenn da kein geeigneter Rahmen für das Erfahren der Stille, für die Ruhe ist, dann ist es schwierig, Kindern die Qualität des Still – Seins näher zu bringen.
Als die Kinder klein waren, sind wir manchmal früh morgens unter der Wolldecke auf der Couch im Wohnzimmer gesessen – die Tür in den Garten weit offen – und haben nach draußen gelauscht: dem Regen zugehört oder den Vögeln, die voller Lebensfreude zwitscherten. Das war ein schöner Start in den Tag. Öfters nahmen sie dann auch später am Tag, wenn sie draußen einen Vogel hörten Bezug zu dieser „Stilleminute“ auf der Couch.
Manchmal wenn wir an der Ach oder am See sind, sitzen sie gerne auf einem Stein und schauen einfach nur dem Wasser zu. Ihr Blick geht in die Weite, er hält nichts fest. Sie schauen scheinbar absichtslos wie das Wasser über die Steine fließt. Sie sitzen ganz still. Wenn sie davon „gesättigt“ sind, kehren sie mit einem verträumten Ausdruck im Gesicht zurück und fangen an, sich in irgend eine Tätigkeit zu versenken…Staudamm bauen, schöne Steine suchen, …
Neuerdings kamen sie mit der Bitte zu mir, dass wir doch bitte zuhause gemeinsam eine Stilleminute machen könnten. Die Beiden haben das Glück Montessori-Pädagoginnen als Lehrerinnen zu haben, die um das Bedürfnis der Stille wissen und dafür in der Klasse immer wieder einen geeigneten Rahmen schaffen. Die Stille-Übungen, die die Kinder in der Klasse kennen lernen durften finden unser beiden Kinder so schön und so lagen wir gestern jeder für sich auf einer Yoga-Matte im Wohnzimmer.
Sie erklärten mir, dass es gut ist, die Augen zu schließen und vielleicht an etwas schönes zu denken. Der Herr Sohn hat eine Kerze angezündet, die Frau Tochter stellte die Klangschale bereit und als wir uns gemütlich auf den Rücken gelegt hatten, ließ sie die Schale erklingen.
Lange lauschten wir dem langsam vergehenden Klang, immer stiller wurde es um uns. Ganz ruhig hörte ich den Atem der Beiden links und rechts neben mir fließen. Eine stille Freude war in mir, ich spürte, wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht zeigte.
Irgendwann blinzelte ich verstohlen nach links und rechts und da sah ich die entspannten, friedlichen und glücklichen Gesichter der Kinder. Beide lagen sie mit geschlossenen Augen da und schienen die Stille mit ihrem ganzen Sein zu genießen. Wunderschön war es, diese Stille so gemeinsam zu erleben.
Dann erklang zum zweiten Mal die Klangschale, die Kinder streckten sich, erzählten mir mit glänzenden Augen wie schön es für sie war und zwei – drei Augenblicke später wälzten wir uns im wilden Spiel über den Boden. Vorbei war es mit der Ruhe…
Erlebt ihr auch solche Stilleminuten mit euren Kindern?
Ja – und nächstes mal schreibe ich etwas über das Wild-Sein 🙂