Der Herbst ist da. Spürbar. Am Morgen packe ich mich schon ordentlich warm ein, um auf den Weg zu gehen. Am See bläst ein kalter Wind, die Zugvögel sammeln sich und die Bäume verfärben ihre Blätter oder verlieren sie sogar schon. Im Garten haben wir einige Pflanzen abgeräumt, das Hochbeet ist bis auf Grünkohl und ein paar wenige Kräuter leergeräumt. Jetzt gibt es wieder Kistenweise Äpfel, Birnen, Kürbis und Zuccini. Und natürlich Kartoffeln…mmhhh…so viele gute Sachen!
Der Herbst ist die Zeit der Ernte. Die Vielfalt und Fülle der Ernte ist immer wieder ein großes Geschenk der Natur. Es ist auch die Zeit des Loslassens. Der Sommer ist vorbei. Die Energie geht wieder mehr nach Innen. In der Natur stirbt jetzt vieles ab, um umgewandelt zu werden, damit im Frühjahr neues Leben entstehen kann.
Diese Veränderungen bewusst wahrzunehmen ermöglicht mir, einen Vergleich zum Familienleben herzustellen.
Auch das Familienleben ist bunt. Wie die Blätter im Herbst und die Vielfalt der Ernte.
Da sind die schönen Erlebnisse, die gemeinsam erlebten Momente der Freude, wenn alle zusammen sind, die Meilensteine der Entwicklung der Kinder. Zu sehen, wie sie vertieft spielen, wie sie lachen, wie wir als Eltern teilhaben dürfen an diesem Wunder Mensch!
Andererseits sind da auch die Erfahrungen von eher schwierigen und herausfordernden Zeiten.
Wenn eines der Kinder krank ist, wenn wir uns als Eltern Sorgen machen bezüglich der Entwicklung der Kinder, wenn viele Termine ins Haus stehen und die Organisation des Familienalltags mit der Betreuung der Kinder der reinste Spießrutenlauf ist. Wenn wir merken, dass die Zeit als Paar sehr rar ist und wir uns fragen, was da sonst noch alles auf der Strecke bleibt. Wenn uns schon morgens der Geduldsfaden reißt obwohl der Tag noch endlos vor uns liegt.
Ja, das ist das bunte Familienleben. Es beinhaltet alle Farben, alle Formen…das Schöne und das Schwere, das Leichte und das Mühsame.
Und in dem Strudel der Ereignisse – und es erscheint mir manchmal wirklich wie die „Rush-Hour“ des Lebens, so ein Familienleben – wird uns hier bewusst, was wir alles ernten dürfen? Oder schauen wir eher auf das was nicht so gut läuft und lassen uns von den vielen Ereignissen mitreißen und müde machen?
Aber ja – da gilt es erst, etwas los zu lassen! Der Baum lässt die Äpfel ja auch los!
So wie die Natur im Herbst vieles loslässt, ja auch sterben lässt, so wissen auch wir, dass wir im Zusammenleben mit Partner und Kindern immer wieder das Loslassen üben dürfen. Vorstellungen und Erwartungen, wie etwas sein sollte, lassen wir los. Ängste, die sich immer wieder hinterhältig zu uns schleichen und uns Sorgen über Sorgen bereiten dürfen wir auch immer wieder loslassen. Und manchmal lassen wir auch (liebgewonnene)Gewohnheiten los, (was gar nicht so einfach ist) um sie durch neue zu ersetzen, die für das Zusammenleben einfach stimmiger sind.
Ist uns das bewusst? Was wir da alles leisten in diesem bunten Treiben des Familienlebens?
Und nehmen wir uns wirklich hin und wieder die Zeit auch manchmal zu „ernten“?
Einander zu sagen, was wir aneinander schätzen, woran wir gewachsen sind? Wir als Menschen? Als Paar? Als Eltern? Woran die Kinder gewachsen sind? An welchen Erfahrungen und Erlebnissen wir reif wurden und wir nun spüren, wie das gut tut?
Machen wir uns diese Dinge bewusst, so merken wir, wie die Dankbarkeit über all dies uns Kraft gibt und uns die Buntheit des Familienlebens gut meistern lässt.
Ich wünsche euch eine reichhaltige Erntezeit, denn ich glaube fest daran, dass es besonders in diesem Jahr sehr viel zu ernten gibt! Lasst es euch gut gehen dabei!