Entspanntes Miteinander

Es gab Zeiten, da war für mich das Badezimmer mit den Kindern darin der schlimmste Ort.  Ausziehen, anziehen, waschen,…alles endete in einem Drama! Und am Ärgsten waren diese Dramen bei mir – nicht wenn sie mit Papa im Bad waren – nein – dann klappte es meistens wie am Schnürchen!!

Bei mir spielten sie im Bad mit Wasser und Seife, bauten mit den wenigen Badezimmer-Möbel eine Höhle oder machten sich Frisuren. Sie träumten herum, cremten sich ein statt sich auszuziehen, sortierten Klo-rollen statt sich anzuziehen.

Ich wusste jedes mal schon, dass es zu einem Chaos führen würde, wenn beide zur gleichen Zeit im Bad waren. Sich gegenseitig zu ärgern hatte dann Hochsaison. Und ich mittendrin. Keiner von den Beiden hörte auf mich. Kein Bitten und Betteln, kein Drohen nützte was (logisch, oder?!). Dabei waren wir alle müde oder unter Zeitdruck und ich wollte einfach nur schnell die nötigen Körperpflege-Aktionen durchführen und dann ins Bett bzw. auf den Weg gehen.

Kinder helfen gerne mit. Bei fast Allem. Auch bei der Körperpflege. Als sie klein waren und gewickelt wurden, war uns die beziehungsvolle Pflege nach Emmi Pikler so wichtig. Wir begleiteten unser Tun mit Worten, warteten ab, bis sie bereit waren, mit zu helfen usw.

Aber – sie waren jetzt doch schon groß und konnten – theoretisch alles selber machen.

Theoretisch – ja. Aber in der Praxis sah die Sache völlig anders aus. Natürlich wusste ich, dass es besser wäre, wieder zurück zu kehren zu dieser eins-zu-eins Situation mit mehr Zeit für jeden. Viel entspannter und achtsamer.

Aber – ich wollte es nicht sehen. Es gab zu dieser Badezimmer-Chaos-Zeit gerade viel zu verdauen für mich. Ich hatte schlichtweg kein Verständnis für die Spiellust im Bad!

Bis zu einem entscheidenden Abend, an dem ich unglaublich genervt und wütend war. Ich musste weg, hatte wenig Zeit und natürlich gab es ein Geschrei. Ich wurde auch laut. Ziemlich. Später fuhr ich mit dem Zug und konnte die Situation nochmals in Ruhe reflektieren.

So eine Badezimmer-Situation wollte ich nicht mehr haben. Ich fühlte mich wirklich elend. Ich wusste es doch besser. Jeder anderen Mutter hätte ich sofort die Lösung sagen können. Und ich?!? Ich machte diese Fehler!

Ich wollte, dass es wieder ein freudvolles miteinander im Bad wird. Und dafür braucht es keine Moralpredigt mit den kleinen Hin-und Herrschaften. Nein – da nützt kein „ihr seid jetzt doch schon groß und wenn ihr euch nicht wäscht, anzieht, usw. dann…!“

Sie zeigten mir ja klar und deutlich mit ihrem Verhalten, dass es so nicht geht.
„Jedes Verhalten der Kinder ist die bestmögliche Reaktion auf ihre momentane Situation.“ hab ich mal gelesen.

Präsent sein:
Nun gehe ich meistens nur mit einem Kind ins Bad. Wenn beide im Bad sind, dann bekommt jeder seinen Platz und ich kümmere mich zuerst um den einen und dann um den anderen. Und ich bin wirklich da. Bin präsent. Und es ist so viel schöner.

Wir führen da jetzt die tiefsinnigsten Gespräche, wenn wir uns gegenüber sitzen und sie sich manchmal ganz von selbst und manchmal mit ein wenig Hilfe von mir aus – und anziehen. Das Waschen begleite ich, in dem ich einfach da bin, selten, weil sie meine Hilfe brauchen.  Und hin und wieder – stellt euch vor, ziehen sie sich aus, waschen sich, ziehen sich an – ganz ohne meine Unterstützung!

Und ich kann endlich das Zusammensein im Bad mit ihnen wieder genießen.

 

 

 

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