Zuhören

Letztens wurde mir wieder einmal bewusst, wie wertvoll und wichtig es ist, wirklich zuzuhören. Es war irgendwann unter der Woche. Die Kinder und ich hatten einen vollen Tag. Jeder von uns war den ganzen Tag beschäftigt, in der Schule, bei der Arbeit, bei Freunden und auch zuhause. Meine Liste mit den Aufgaben, die ich mir vorgenommen hatte, war noch längst nicht abgearbeitet als es langsam Zeit wurde, das Abendessen zu richten.

Eigentlich hatte ich noch so viel im Kopf, war in Gedanken überall und nirgends. Schnell, schnell bereitete ich etwas für die immer hungrigen Kinder her und setzte mich zu ihnen an den Gartentisch. Endlich sitzen und Pause machen, dachte ich mir. Endlich mal Ruhe. Doch dann plötzlich begannen beide Kinder zu erzählen. Von ihren Erlebnissen des Tages. Von Äußerungen der Lehrpersonen, Mitschüler, Freundinnen. Von Ereignissen in der Welt, über die sie etwas erfahren hatten. Ganz ruhig und mit vielen sehr reflektierten persönlichen Ansichten gewährten sie mir Einblick in ihre Gedanken und Gefühlswelt. Ließen mich staunen darüber, wie ihr Verständnis für die Zusammenhänge des Zusammenlebens schon sehr differenziert und ihnen die Vielschichtigkeit der menschlichen Verhaltensweisen bewusst ist.
Innerlich mit offenem Mund saß ich da und war ganz berührt, wie sie mich teilhaben ließen an ihrem inneren Wachsen! Beim Zuhören kam in mir die wohltuende Erkenntnis hoch, dass sie mit beiden Beinen gut auf dem Boden stehen, sich in andere hineinfühlen können, Dinge hinterfragen und sich eine eigene Meinung bilden.

Zudem spüren die Kinder, wenn ich ihnen aufmerksam zuhöre, dass ich sie wirklich sehe. Gesehen, gehört und verstanden werden in ihrer ganz individuellen Weltsicht. Das stärkt sie in ihrem Selbstvertrauen und stärkt wunderbarerweise auch unsere Beziehung zueinander.

Durch das Zuhören kann ich die eigenen Kinder immer wieder ganz neu entdecken. Den Mensch, das Ganze in ihnen erkennen und dankbar sein, dass  ich sie ein Stück auf ihrem Weg ins Leben begleiten darf. Was würde ich alles versäumen, wenn ich mir und ihnen die Zeit nicht geben würde, um einfach zuzuhören?

Wann hört ihr euren Kindern zu? Und – auch ganz wichtig – wer hört euch wirklich zu?