Alles verändert sich


Wir wissen es doch eigentlich alle, dass sich alles immer verändert. Das Leben ist nichts statisches. Planbar ist es nur bedingt, festhalten der schönen Momente nicht möglich und vertagen der Krisenzeiten ebenso Illusion.
Und doch braucht es oft einen kleinen Schubs, damit wir uns auf Veränderungen einlassen.
Kinder sind ja auch schon kleine Gewohnheitstiere, oder?
Sie mögen es, wenn das geliebte Kuscheltier immer griffbereit ist, bekommen eine Krise, wenn nicht der Papa die Gute-Nacht-Geschichte vorliest und dann die Mama noch ins Bett kuschelt sondern umgekehrt und essen am Liebsten jeden zweiten Tag Nudeln. Manchmal können wir darüber lachen und manchmal treibt es uns fast in den Wahnsinn, dass die Kleinen so klare Vorstellungen bezüglich gewisser Abläufe haben.


Sogar unsere Hündin besteht schon darauf, dass sie nach dem Frühstück den Papierkorb ausräumen kann um alles in kleine Teile zu zerreißen. Danach sammelt sie noch sämtliche Socken zusammen und trägt sie ins Wohnzimmer. Erst dann ist sie zufrieden und legt sich zum ersten Schläfchen des Tages aufs Ohr.

Das sind die kleinen Gewohnheiten, Rituale, Abläufe, die wir alle irgendwie kennen. Liebgewonnene Handlungen, die uns ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Stabilität geben.
Sie „ordnen“ mitunter unseren Alltag und geben uns Struktur. Zu viel davon engt uns ein. Gar keine Struktur, keine klaren Abläufe können uns verunsichern und irritieren. Dass sich Abläufe und Rituale ändern dürfen, ist ein wesentlicher Entwicklungsschritt, der uns auch unabhängig sein lässt.
Das richtige Maß finden zwischen Veränderung und Gewohnheiten ist so eine Sache. Für das Leben mit Kindern ist es dieses Maß finden, welches manchmal zur Herausforderung wird!
Wir spüren manchmal schon lange bevor wir den Schritt wagen, dass eine Veränderung gewisser Dinge ansteht.
Wenn wir als Eltern Kinder begleiten, zeigt uns deren Entwicklung, dass es gut ist, flexibel zu sein. Nicht immer sind die Kinder bereit für eine Veränderung, die ansteht. Und nicht immer sind wir bereit, wenn die Kinder uns signalisieren, dass sie jetzt schon einen ganz kleinen Schritt in Richtung Autonomie gehen möchten.

Wann ist die „richtige“ Zeit, um abzustillen? Wann ist es gut, die Windel weg zu lassen? Wann passt es, dass das Kind im eigenen Zimmer schläft? Wann ist es an der Zeit, dass das Kind sich selbständig die Zähne putzt? Es gäbe eine lange Liste, um all diese Fragen, die sich Eltern stellen, zu vervollständigen.

Zukunft ist eine innere Entscheidung.

Dieses Zitat stimmt für mich auch in diesem Zusammenhang. Es ist eine innere Entscheidung. Wann bin ich bereit, für eine Veränderung? Natürlich gibt es äußerliche Bedingungen, die mir eine Entscheidung auch aufdrängen, abnehmen oder vorschreiben.
Im Leben mit Kindern gibt es aber viele, viele Entscheidungen, die gut sind, wenn sie von innen wachsen dürfen – egal ob vom Kind oder von uns Eltern aus.
Wach zu sein, um zu erkennen, was in mir oder im Kind lebendig ist und zu einer Entscheidung drängt, ist eine lohnende Aufgabe.
Bin ich bereit, auf die Stimme zu hören, die mir sagt, dass ich nun meinen Körper wieder für mich alleine möchte und so schön das Stillen auch ist, es genug ist?
Bin ich bereit, loszulassen, wenn mein Kind mir signalisiert, dass es gerne mehr mit dem Papa Zeit verbringen möchte, um diese so wichtige Beziehung zu stärken und auszuhalten, dass  ich etwas „alleine“ da stehe?
Bin ich bereit, klar zu sein, wenn ich merke, dass es jetzt an der Zeit ist, dass das Kind ohne meine mehrstündige Begleitung einschläft.
Bin ich bereit, meinem Kind und mir diese Entscheidungen zuzumuten und die Veränderungen zuzulassen. Bin ich im Vertrauen, dass wir das schaffen? Das Kind auf seine Art und wir Eltern auf unsere? Bin ich bereit, mich dem Widerstand zu stellen? Meinem Eigenen und dem des Kindes?

Der Schubs, sich auf Veränderungen einzulassen im Zusammenleben mit Kindern kommt entweder von uns selbst, unserem Partner oder unserem Kind – darauf dürfen wir vertrauen!

Auch wenn wir uns zu zuerst fühlen, als ob alles zusammen bricht und wir durch eine kleine Veränderung scheinbar ein großes Chaos ausgelöst haben (als ob ein Außerirdischer in unseren vier Wänden eingezogen wäre)Entscheidungen, die von innen kommen, sind, so finde ich, stimmiger als jene, die von außen durch gut gemeinte Ratschlägen an uns heran getragen werden.

 

Und ich werde nicht aufgeben zu hoffen, dass wir alle ganz bald die innere Entscheidung spüren, die uns zu den Veränderungen führt, die die Welt in der wir leben, für uns und vor allem unsere Kinder wieder und weiterhin lebenswert sein lässt.

 

 

 

 

Es wird sich nichts ändern, wenn wir auf andere Menschen oder andere Zeiten warten.
Wir sind diejenigen, auf die wir gewartet haben.
Wir sind die Veränderungen,
die wir suchen.
Barack Obama