Kinder und Tiere

Olga ist gestorben. Unser wuscheliges, übermütiges, ständig hungriges, quietschendes Meerschweinchen.
Die Kinder haben bemerkt, dass sie nicht mehr so wie sonst freudig her gelaufen kam, wenn sie ihr und den anderen beiden Meerschweinchen das Futter brachten.
Dann am letzten Samstag war sie ganz ruhig und wollte nicht mehr fressen. Sie lag nur gemütlich auf der kleinen Holzterrasse ihres Aussengeheges. Am Sonntag als wir Eltern noch im Bett lagen hörten wir wie die Kinder in den Garten gingen um nach Olga zu schauen.
Sie kamen gleich ins Schlafzimmer gelaufen, um uns die traurige Nachricht von Olgas Tod zu überbringen.
Schon am Samstag haben beide Kinder über den Tod von Olga geredet. Dass sie ihr ein schönes Begräbnis machen und ihr Grab mit Blumen schmücken möchten. Die Frau Tochter hat am Samstag aus Holz sogar einen „Grabstein“ gestaltet.

Es ist dies nicht das erste Meerschweinchen, das erste Haustier, dessen Tod die Kinder mit erleben.
Da wir schon seit vielen Jahren Katzen und Meerschweinchen haben, gehört die Auseinandersetzung mit dem Tod der von den Kindern geliebten Tiere einfach dazu.
Die Kinder bekamen von Klein auf mit, was es heißt, ein Tier zu pflegen, zu füttern. Die Tierarztbesuche genauso wie das Ausmisten und  das Tägliche sich um sie kümmern.

Wobei mir immer ganz wichtig war und immer noch ist, dass die Verantwortung für die Tiere ganz bei uns Eltern liegt.  Ich glaube, dass es sehr lange dauert, bis Kinder die Verantwortung für ein Tier übernehmen können. Wie soll das auch anders gehen? Sie lernen ja gerade erst für sich selbst Schritt für Schritt Verantwortung zu übernehmen.
Als ich im Kindergarten gearbeitet habe, hatte ich in der Gruppe zwei Meerschweinchen und für 2-3 Jahre auch Kanarienvögel. Im Kindergarten war ich so erstaunt und erfreut, wie gut es den Kindern tat, mit Tieren umzugehen. Sie zu beobachten, geduldig zu sein, bis sich eines der Tiere streicheln lässt, das Fell unter der Haut spüren, auf eine andere Art kommunizieren zu können…
Kinder wollen teil nehmen und mit verantwortlich sein dürfen wenn es um die Fürsorge der Tiere geht.
Das ist es, was ich damals wie heute sehr unterstütze und ermögliche. Im Kindergarten gab es beispielsweise einen Jungen, der mich wirklich jeden Tag daran erinnerte, das Wasser der Meerschweinchen zu erneuern – das wir ihm das Allerwichtigste. Ein anderes Kind brachte jeweils vom Kindergartenweg Löwenzahn mit. Wieder andere saßen am Morgen einfach eine Weile vor dem Gehege um sich mit den Meerschweinchen zu unterhalten. Jede und jeder konnte sich so einbringen, wie es für ihn oder sie passte.
Wie wohltuend die Beziehung zu Tieren für Kinder ist, erlebe ich auch bei unseren eigenen Kindern. Wir bemerken, wie sich die Beziehung zu den Tieren über die Jahre verändert. Sie beobachten sie genauer, reden über die charakteristischen Merkmale der Tiere, unterhalten sich mit Freunden über das Verhalten der Vierbeiner oder laden sie ein, beim Ausmisten mit zu helfen oder zuzuschauen, wenn sie den Tieren Futter bringen. Sie genießen es, die Katzen zu streicheln, freuen sich, das Fenster zu öffnen, wenn ein Stubentiger  unbedingt nach einem „Sondereingang“ verlangt und staunen, wie geschickt die Katzen mit ein paar Sprüngen in die Baumspitze klettern.

Und ohne dass wir je darauf Wert gelegt hätten oder gar gesagt hätten, es wäre wichtig, dass sie mithelfen würden, da wir sonst keine Haustiere haben könnten, haben sie uns bei der Fürsorge der Tiere unterstützt. So wie es ihnen möglich war und  ist. Diese Unterstützung wird, je älter sie werden, immer mehr, immer verlässlicher.

Ja – und sie wissen, dass es irgendwann heißt, Abschied zu nehmen. Das lässt sie nicht kalt  – nein. Es beschäftigt sie. Es tauchen viele Fragen auf, die auch das Leben und Sterben der Menschen um sie herum betreffen. Dann reden wir darüber, zünden eine Kerze an, um an jemanden zu denken und sind ein Weilchen still.
Manchmal tut es auch gut, ein Buch zu lesen, das dieses Thema für Kinder auf einer anderen Ebene bearbeitet.

Auch wenn es manchmal viel zusätzlicher Aufwand ist, all diese Vierbeiner zu versorgen und ich sehr traurig bin über jedes Tier, dass stirbt, kann ich mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben. Für mich sind Tiere wichtige Lehrmeister für die Kinder. Und somit auch für mich.

Habt ihr auch Haustiere? Und wie erlebt ihr eure Kinder im Umgang mit den Tieren?