Die Kreativität der Kinder kennt, so glaube ich, fast keine Grenzen. Was harmlos mit dem Spiel von Wasser und Sand beginnt, endet mit einer Schlammschlacht, bei der kein Kleidungsstück mehr erkennbar ist.
Wenn hinter dem Gartenhaus plötzlich das Wasser fünf Zentimeter hoch steht und die Regentonnen alle leer sind, dann kann das kein Zufall sein, sondern nur das Werk eines Kindes, dass sich gedacht hat, es wäre doch jetzt gut, das Wasser der Regentonnen auszulassen, denn es könnte ja bald Winter sein und dann gefriert das Wasser in den Regentonnen und das macht sie doch kaputt! (Es war zwar erst Ende August, aber was heißt das schon?!)
Unfug denkt man sich nicht aus.
Unfug wird es ganz von selber.
Astrid Lindgren
Wenn es im Wohnzimmer wo die Kinder spielen, plötzlich verdächtig leise ist, und man erst viiiiel später entdeckt, dass die lieben Kinder hinter dem Vorhang mit dem Kugelschreiber Wandmalereien wie die Urzeitmenschen in ihren Höhlen angebracht haben, dann ist es gut, eine Tafel Schokolade zur Hand zu haben, um erstmal die Nerven zu beruhigen.
Kinder machen solche Dinge nicht aus Bosheit.
Ich glaube, dass ihre Neugier und die Entdeckungsfreude einfach so groß sind, dass da kein Platz dafür ist, um an die möglichen Konsequenzen ihrer Handlungen zu denken. Sie können noch nicht so weit voraus denken und planen. Ihre Ideen stolpern herein und wollen umgesetzt werden und dann ergibt sich eben ganz von selber dieser scheinbare Unsinn. Denn Kinder würden ihre genialen Ideen und deren Umsetzung wahrscheinlich selten als Unsinn bezeichnen. Für sie ist es wahrscheinlich einfach nur spannend und lustig, wenn sie zuschauen können, wie der Hund, dem sie den Futterkübel geöffnet haben, voller Freude wedelt und so lange frisst bis der Kübel leer ist. Sie finden es ulkig, wenn er danach mit kugelrunden Bauch herumläuft und verstehen die Erwachsenen nicht, die entsetzt reagieren. Dass der Hund dann drei Tage lang Durchfall hat, können sie schwer mit ihrer gutgemeinten Handlung des Öffnens vom Futterkübel in Verbindung bringen. Zeitlich liegt das für sie zu weit auseinander.
Aber wie können wir denn reagieren wenn wirklich alle Holzstäbe des Gitterbettes sorgfältig mit Handcreme eingeschmiert wurden und die Kinder dabei jauchzen, weil es sich so fein flutschig anfühlt? Sollen wir uns auf die Ebene der Kinder begeben und mitmachen?
Wenn gerade Sommer ist und es nur darum geht, den Körper mit einer Schicht Lehm einzuschmieren dann ist das vielleicht möglich und es macht dann wirklich Spaß mit den Kindern an den See zu fahren, um sich gegenseitig im Wasser sauber zu schrubben.
Aber in vielen anderen Fällen geht das einfach überhaupt nicht. Also ist es gut, wenn wir uns darüber bewusst werden, was die Kinder wohl zu diesem „Unsinn“ verleitet hat, wie wir ihnen Verständnis entgegen bringen und gleichzeitig auch mit liebevoller Klarheit die Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst machen können. Wir putzen gemeinsam die Gitterstäbe und probieren beim nächsten Badezimmeraufenthalt aus, wo sich die Handcreme am Körper angenehm anfühlt. Wir bringen eine Vorrichtung an den Regentonnen an, die es dem Kind unmöglich macht, das Wasser auszulassen (oder erst wenn es alt genug ist, um zu verstehen, wann das Auslassen des Wassers sinnvoll ist). Natürlich verstecken wir die Kugelschreiber und bieten den Kindern statt dessen großes Papier und bunte Stifte an. Wir sind als Eltern gefordert.
Die Entwicklung der Kinder verläuft so schnell und ihr Forscher- und Entdeckergeist ist groß! Es scheint oft, als seien sie uns einen Schritt voraus – wir erkennen meist ein wenig zu spät, dass sie schon wieder dabei sind, eine ihrer Ideen umzusetzen!
Was mir hilft, diesen Forscher und Entdeckergeist der Kinder anzuerkennen oder überhaupt erst zu erkennen, ist, sie viel in ihrem Spiel zu beobachten. Zu sehen, was sie antreibt, was sie interessiert, womit sie sich beschäftigen. Dann verstehe ich ihr Tun besser und kann verständnisvoll aber auch klar reagieren.
Und – ganz ehrlich, im Nachhinein, wenn ein wenig Zeit vergangen ist, sind solche Geschichten, in denen Unsinn ganz von selber entsteht, einfach lustig, oder ?!