Das Eis bricht…irgendwann

Wasser in jeder Erscheinungsform übt auf Kinder immer wieder eine große Anziehungskraft aus. Unser Herr Sohn hat es sich zur Gewohnheit gemacht in der kalten Jahreszeit nach der morgendlichen Fütterung der Meerschweinchen im Gartenhaus, den Eisstand in sämtlichen Wasserbehältern zu prüfen.

Manchmal im Pyjama, manchmal ohne Jacke, manchmal gut eingepackt. Mit welchem Enthusiasmus er jeweils dieser forschenden Tätigkeit nachgeht ist faszinierend! Egal wie dick oder dünn die Eisschicht sich zeigt – er ist völlig hin und weg, probiert aus, was das Eis aushält und mit welchem Werkzeug er es bearbeiten kann.

Seine Ausdauer und sein Einfallsreichtum sind hier fast unerschöpflich! Wie sehr wünsche ich mir diesen ganzheitlichen Einsatz auch, wenn es um schulische Aufgaben geht. Wenn dieses Kind nämlich ein Blatt mit mehrstelligen Divisionen vor sich hat, dann hat es plötzlich keine Knochen mehr im Leib und hängt wie ein nasser Lappen am Tisch. Da zieht sich eine Rechnung gefühlt über Stunden dahin. Hier ist die Eisschicht so dick – keine Chance als Mama durch zu dringen und mit Aussagen wie „bleib einfach konzentriert an der Aufgabe dran – du kannst es ja. Lass dich nicht ablenken – dann ist die Sache in kurzer Zeit erledigt.“ ein wenig zu motivieren! Dann wird das Eis nur noch dicker. Also versuche ich mich nicht einzumischen.


Allerdings – irgendwann bricht das Eis. Dann ist das Wasser einfach nur flüssig und fließt….fließt in jede Ritze, versinkt im Boden und durchtränkt und nährt ihn, damit die Wurzeln, Knollen und Samen Energie für neues Wachstum bekommen. Es braucht nur wärmere Temperaturen und Sonnenschein…dann bricht das Eis und der Frühling kann kommen.
Und  so vertraue ich eben darauf, dass irgendwann auch bei unserem Herr Sohn das Eis bricht und die Einsicht  von innen kommt, die ihm zeigt, dass er seine Fähigkeiten nicht nur bei der Erforschung von Naturerscheinungen nützen kann sondern auch bei herausfordernden schulischen Aufgaben.
Langsam sickert das Wasser der Erkenntnis  durch seinen Körper – ich merke es ansatzweise – gestern hat er nämlich schon ein ganzes Blatt mit Divisionen einfach so gelöst. Ich glaub, ich hab mir für die aufgebrachte Geduld eine Schokolade verdient! Was meint ihr?