Herausforderungen

Das Foto entstand bei unserem Urlaub in Schweden. Wir sind als Familie 110km gewandert, mit doch recht schwerem Gepäck.  17 kg wog der Rucksack meines Mannes. 15kg der von mir. Puh! Die Kinder hatten auch Rucksäcke – wesentlich leichtere. Dass dieser Urlaub eine Herausforderung werden würde, war uns klar. Wir machten zuhause regelmäßig längere Spaziergänge und an den Wochenenden Wanderungen. Nicht immer waren die Kinder begeistert. Erst als ich ihnen versprach, dass ich nach Schweden sie nie wieder zu einem Spaziergang, zu einer Wanderung „hinmotivieren“ würde, gab es diesbezüglich weniger Diskussionen.
Und dann war es so weit! Wir flogen nach Schweden, übernachteten ein letztes Mal in der Zivilisation in einem Camp, um am nächsten Tag gut ausgeschlafen mit unserer Wanderung zu starten.

Die ersten beiden Tage waren für uns alle sehr anstrengend! Zu wissen, dass noch so viele Kilometer vor uns liegen, der anspruchsvolle Weg, das Gewicht des Gepäcks, all dies machte uns zu schaffen.
„Was hast du uns da nur eingebrockt…“so der etwas vorwurfsvolle Kommentar meines Mannes in meine Richtung. Ja, ich wollte dieses Abenteuer.  Ja, ich wusste in etwa, was auf uns zukommen würde, da ich diese Strecke schon einmal gelaufen war. Und weil ich die Landschaft, das Unterwegssein in der Natur so schön fand, wollte ich es mit meiner Familie erleben.

Am dritten Tag kam dann – zum Glück – die Wende. Wir hatten uns schon besser an die körperliche Anstrengung gewöhnt, gönnten uns genug  Pausen und hatten auch beim Laufen einen Rhythmus gefunden, mit dem alle zurecht kamen.
Immer wieder blieben wir staunend stehen, um die wunderschöne Landschaft in uns aufzunehmen. Das Wetter zeigte sich in seiner Verschiedenartigkeit und trug so zu atemberaubenden Naturstimmungen bei.  Wir wurden von der Sonne verwöhnt, Wind und Regen machten einige Kilometer der Wegstrecke und  das Zelten zu einer Belastungsprobe. So hatten wir alles, was zu einem solchen Abenteuer dazu gehört.
Für uns als Eltern  war es ein besonderes Erlebnis! Zu erleben,  wie die Kinder auch mit herausfordernden Situationen um gingen, hat uns bestärkt. Ihnen und uns diese Wanderung zuzutrauen und zuzumuten war gut! Sie waren trotz Kälte oder sehr eingeschränkter Auswahl beim Essen (manchmal gab es einfach nur Knäckebrot und Tee, weil das Wetter so übel war, dass wir zuerst zu einer Schutzhütte weiterwandern mussten, um uns dort ordentlich mit Essen zu versorgen), motiviert und behielten größtenteils ihren Humor. Beim Wandern redeten die Beiden gefühlt ohne Unterbrechung und kaum waren die Zelte aufgestellt, erkundeten sie die Gegend. Es war sehr berührend, sie wieder so intensiv als Zweierteam zu erleben!

Als wir schon fast am Ende der 110km waren und eigentlich noch das Ziel am gleichen Tag erreichen hätten können, gefiel uns das Wandern und Zelten so gut, dass wir beschlossen, noch eine weitere Nacht auf der Strecke zu verbringen und dann am nächsten Tag gemütlich den Rest zu gehen. Zum Glück hatten wir genug Zeit eingeplant, um auch wirklich das Unterwegssein genießen zu können!

Trotzdem waren wir überaus froh und mächtig stolz auf uns, als wir in Abisko, ganz oben im Norden von Schweden ankamen.
Wie herrlich war es, an einem gedeckten Tisch Platz zu nehmen, ein feines Frühstücksbuffet zu genießen! Erst danach machten wir uns auf den Weg in unsere Unterkunft um ausgiebig zu duschen. Was für ein Luxus das erst war!!! Die Kinder sind durch diese Wanderung bestimmt zehn Zentimeter gewachsen – innerlich wie äußerlich! Ich bin froh, dass wir uns als Familie diesem Abenteuer gestellt haben. Wir erinnern uns gerne daran, erzählen davon und sind dankbar für alles Erlebte!
Und – was mich besonders freut – sie gehen nach wie vor gerne mit bei Spaziergängen!