Seelenpflege

 

 

Wir putzen uns täglich die Zähne. Wir waschen uns, pflegen Haut, Haare und Nägel. Wir verwenden viel Zeit darauf, Lebensmittel zu kaufen, sie zuzubereiten und zu essen. Wir treiben Sport um uns fit zu halten. Wir sorgen für uns.

Aber – wie viel Zeit nehmen oder geben wir uns, um unser Innenleben, unsere Seele zu pflegen?

Wie oft halten wir Inne, um uns unserer Gefühle und Bedürfnisse bewusst zu werden?
Zeit, um zu klären, welche Bedürfnisse in uns gerade hungrig sind, welche gesättigt sind. Und wie sich das alles anfühlt?

Klarheit schaffen, in uns drinnen. Ausmisten. Alten Ballast loswerden. Sich mutig äußern, und um das Bitten was wir wirklich brauchen und aussprechen was uns tief verletzt hat. Die Trauer und den Schmerz zulassen. Und dann die Leichtigkeit und Lebensfreude wieder ganz neu und unbegrenzt spüren.

Ist das ohne Gegenüber möglich?
Ja – aber meiner Meinung nach nur begrenzt.
Wir drehen uns doch eher im Kreis und bleiben in unseren Mustern hängen.
Aber wenn da Jemand ist, der uns zuhört, der uns wirklich sieht und dem wir uns öffnen, dann hat das alles eine andere Qualität. Und dann entdecken wir uns selbst ganz neu und bekommen noch das Geschenk der Verbindung mit einem Gegenüber. Wunderbar!

Aber – es ist manchmal harte Arbeit! Obwohl mein Mann und ich nun schon seit über zehn Jahren regelmäßig Zwiegespräche (nach Michael Moeller) führen, stolpern wir immer wieder, rappeln uns auf, kommen an unsere Grenzen, reden, hören wir zu und merken, dass uns diese Form des Miteinander Kommunizieren einfach gut tut.
Im Zusammenleben steckt Konfliktpotential! Somit gibt es genug Übungsmaterial, um zu reflektieren: Kann ich aussprechen was mir fehlt, ohne den anderen anzuklagen? Halte ich es aus, wenn der andere mir mitteilt, wie er sich tief innen fühlt?
Diese Form der Seelenpflege, die Klarheit und Verbindung schafft, bereichert unser Leben als Paar sehr.

Denn…

Ich bin hier,

 weil es letztlich kein Entrinnen vor mir selbst gibt.

Solange ich mir nicht selbst in den Augen und Herzen meiner Mitmenschen begegne, 
bin ich auf der Flucht. 
Solange ich nicht zulasse,
 dass meine Mitmenschen an meinem Innersten teilhaben, 
gibt es für mich keine Geborgenheit.

Solange ich mich fürchte, durchschaut zu werden,
 kann ich weder mich selbst noch andere erkennen –
 ich werde allein sein. 
Wo kann ich solch einen Spiegel finden,
 wenn nicht in unserer Gemeinsamkeit.

Hier in der Gemeinschaft kann ich erst richtig klar über mich werden
 und mich nicht mehr als den Riesen meiner Träume 
oder den Zwerg meiner Ängste sehen, 
sondern mich selbst – Teil eines Ganzen -
 zu ihrem Wohl einen Beitrag leisten.
 In solchem Boden können wir
 Wurzeln schlagen und wachsen;
 nicht mehr allein – wie im Tod -
 sondern lebendig
als Mensch unter Menschen.

Richard Beauvais (1964)

 

 

 

 

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