Sonnenbrand

Letzten Sonntag – wunderbares Wetter und alle Familienmitglieder waren sich einig, dass es höchste Zeit wäre, wieder einmal einen Tag bei den Sandhügeln zu verbringen.
Dank eines großen, selbst gebauten Fahrradanhängers können wir jeweils all das mitnehmen, was jeder für sein Glück an so einem Draußen-Tag braucht:

Sandfahrzeuge, Maurerspachtel, Sonnenschirm, Matte, Badedecke und natürlich eine gut gefüllte Kühltasche mit sämtlichen Köstlichkeiten. Dazu genügend zu trinken, Servietten, Fotoapparat, Sonnenhüte, Sonnencreme, Sonnenbrillen und natürlich noch der Frisbee! Alles dabei? Ja, wir hatten an alles gedacht – es fehlte uns an nichts. Alles gut vorbereitet, perfekt sozusagen.

Wir hatten viel Spaß, konnten uns ausruhen, unterhalten, genießen und nach Herzenslust im Sand wühlen, bis wir alle von oben bis unten silbergrau glänzten. Also alles in Allem ein perfekter Tag.

Aber dann als wir zu Hause waren und uns unter der Dusche die Sandschicht von unserer Haut wuschen, da erschrak ich doch sehr! Sonnenbrand bei den Kindern! Und bei mir auch – aber das war nebensächlich.
Wir hatten vergessen die Kinder einzucremen!! Dabei weiß doch jeder, dass die Sonne mit Vorsicht zu genießen ist und dass es wichtig ist, die Haut mit Sonnenschutzmittel einzuschmieren!! Klar hatten die Kinder die ganze Zeit ein T-Shirt oder zumindest ein Unterhemd an. Natürlich waren sie hauptsächlich mit ihren Sonnenhüten unterwegs. Aber – der Sonnenbrand war trotzdem da. Dort wo der Ärmel des T-Shirts aufhörte, fing der Sonnenbrand an…ebenso auf dem Nacken und beim Halsausschnitt.

Sofort meldete sich bei mir das schlechte Gewissen. Es war mir ganz unangenehm, wenn ich daran dachte, dass meine Kinder ihren Sonnenbrand meiner Unachtsamkeit  zu verdanken hatten. Es war mir sehr sehr unangenehm, daran zu denken, dass dieser Sonnenbrand so gut sichtbar war und die Kinder damit in Schule und Kindergarten Menschen begegneten, die das womöglich unverantwortlich finden würden, was manche Eltern ihren Kindern „zumuten“. Ein Sonnenbrand! Das tut doch weh!

Kurz war ich frustriert und ärgerte mich über mich selbst, nicht daran gedacht zu haben, die Kinder ein zu cremen (die Sonnencreme nur mitzunehmen nützt wenig). Dann kaute ich auf meinen negativen Gedanken und Selbstvorwürfen herum und kam zur Erkenntnis:
So, wie wir uns auf das Leben mit Kind – mit Kindern versuchen perfekt vorzubereiten, in dem wir von Geburtsvorbereitungskurs bis zum Lesen von wichtigen Erziehungsbüchern alles tun und dennoch spätestens dann ins stolpern geraten, wenn sich eines unserer Kinder bei der Kasse im Lebensmittelgeschäft auf den Boden wirft, so schaffen wir es einfach nicht, unsere Kinder von allen schmerzhaften Erfahrungen und Erlebnissen fernzuhalten, zu schützen. Es gehört einfach dazu. Wir werden – auch wenn wir noch so sehr versuchen, sämtliche Erziehungsfehler unter denen wir als Kinder gelitten haben, zu vermeiden – unseren Kindern Wunden zu fügen. Das klingt hart. Gerade jetzt,  wenn ich es hier schreibe.
Wir versuchen sie bestmöglich zu begleiten und doch werden sie uns sagen, wo wir ihre  Persönlichkeit zu wenig gesehen haben, wo wir sie durch unsere gut gemeinten Absichten tief gekränkt haben.
Genauso wenig können wir das ganze Umfeld der Kinder ständig so absichern, dass für sie keine negativen Erlebnisse möglich sind.
Wir können nicht alles beeinflussen, kontrollieren, berücksichtigen, bedenken, absichern, ausloten, …

Meine Hoffnung ist, dass die durch uns zugefügten „Wunden“ klein sind und so gut heilen wie dieser sonntägliche Sonnenbrand, den sie hatten. Ich hoffe, wir schaffen es, immer mit Offenheit und Verständnis auf ihre Rückmeldungen bezüglich unserer „Erziehungsfehler“ einzugehen.

Und – was mir auch wieder klar geworden ist durch diesen Sonnenbrand:
Ich möchte mehr loslassen können und ihnen ihr eigenes Leben zumuten, zutrauen.
Kinder haben das Recht auf ihr eigenes Leben. Wir können es nicht planen und perfekt abgesichert durchorganisieren.
Es wird Umwege, Kreuzungen, Stolpersteine und nicht zuletzt seelische „Sonnenbrände“ geben…solange wir da sind und sie sich unserer Liebe sicher sind, schaffen sie das.

Wie geht es euch mit diesem Thema?

 

 

 

 

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