Ich geh noch schnell…

Kennt ihr diese Sätze, die uns so leicht über die Lippen kommen?
„Ich geh noch schnell auf´s Klo…“  oder „Wir gehen noch g’schwind einkaufen und dann…“ oder noch schlimmer „Ich muss noch schnell die Wäsche aufhängen!“

Warum schnell? Warum muss?

Was macht das mit uns, dieses schnell dies oder das?
Und was macht es im Alltag mit den Kindern?

Stress. Ganz klar. Alles andere als entspannt, gelassen oder achtsam.

Immer wieder stolpere ich über diese Worte „schnell“ oder „muss“:
Ich stehe auf und hab einen Plan im Kopf mit all den Dingen, die ich heute erledigen möchte. Die ganzen Haushaltsaufgaben und die To-Do-Liste, die ich abarbeiten möchte. Aber die Kinder haben ihren eigenen Plan und ihr eigenes Tempo. Sie verweilen im Hier und Jetzt während ich schon im Später oder Morgen bin. Ihre Prioritäten liegen ganz wo anders als meine.
Manchmal klappt das alles ja ziemlich gut und sie spielen so vor sich hin und ich kann meine Sachen erledigen.
Und manchmal klappt alles gar nicht und sie wollen, brauchen meine Aufmerksamkeit.
„Mama, liest du mir ein Buch vor?“
„Ja gleich, ich muss noch schnell…!“

Ha! – und da ist er schon, dieser scheinbar tief in mein Hirn eingebrannte Satz mit diesen zwei Wörtern die ich doch vermeiden möchte!
Und ich spüre schon den leichten Anflug von gestresst sein, wenn ich solche Sätze ausspreche.

Das mag ich überhaupt nicht. Ich mag nicht „schnell aufs Klo“ oder „schnell einkaufen“ oder „schnell mal telefonieren“.

Ich mag Sätze wie „Ja, gerne lese ich dir ein Buch vor – aber zuerst möchte ich noch die Wäsche aufhängen.“
Oder auch „Nein, ich möchte dir jetzt kein Buch vorlesen. Zuerst telefoniere ich noch mit Oma und danach koche ich das Mittagessen. Aber nach dem Essen habe ich Zeit!“

Schon beim Schreiben spüre ich den Qualitätsunterschied. Ihr auch?

Gut ist, dass ich über solche Wörter stolpere und mir bewusst ist, dass sie nicht zu mir und meiner Einstellung, meinen Werten passen.

Ich erarbeite mir meine differenzierte Sprache nach und nach.
Auch das ist für mich eine Herausforderung. Mir meine Fehler zugestehen und mich deswegen nicht schlecht zu fühlen.

Heinrich Jacoby beschreibt für mich so klar, wie wir mit dem Thema Lernen, Fehler machen und sich etwas erarbeiten umgehen können:

„…von einem bestimmten Standort aus gesehen bedeutet Lernen, möglichst schnell dazu zu gelangen, möglichst wenig Fehler zu machen, bzw. die „richtigen“ Antworten zur Verfügung zu haben. Erarbeiten bedeutet, von demselben Standort aus gesehen, das Entgegengesetzte, nämlich: immer am Falschen erfahren, entdecken, erarbeiten, was weniger falsch ist, und dadurch nicht nur zu erkennen, was richtig ist, sondern vor allem auch, wie das Richtige zustande kommt und warum gerade dieses das Richtige ist!“

Und so stolpere ich weiter über Wörter wie „schnell“ oder „muss“ bis sie weniger und weniger über meine Lippen kommen und ich statt dessen die für mich stimmigeren Worte verwende.

Über welche Wörter stolpert ihr? Merkt ihr auch, welche Kraft unsere Sprache hat und dass es einen großen Unterschied macht, welche Worte wir verwenden?

 

 

 

 

 

 

 

 

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