Müde? Pause!

Jede und Jeder hat wohl so ein Lebensthema, welches sich immer wieder zeigt. Es zieht schleifenartig um uns herum, wühlt auf, bringt durcheinander und kostet Energie. Wenn es gut läuft, kommen wir  jeweils gestärkt und mit einer neuen Klarheit aus dem wiederkehrenden Thema heraus.

Aber manchmal macht uns das einfach auch nur müde. Es frustriert. Wir wollen uns nicht darauf einlassen, wir spüren, dass da was unrund läuft, haben aber keine Zeit dafür. Wir funktionieren und  erledigen alle nötigen Arbeiten, aber viel Freude und Leichtigkeit spüren wir dabei nicht.  Wenn dann noch von der Seite Dinge daher kommen, sagen wir mal, größere Entwicklungsschübe unserer Kinder, dann kommen wir ganz ordentlich ins Schleudern. Wir springen über die Klippe – hinein in die Überforderung. Wir sagen Sachen, die wir nicht sagen wollten, wir  schreien herum und würden uns wohl am Liebsten wie kleine Kinder auf den Boden werfen!

Nach solchen Phasen schütteln wir mitunter verständnislos den Kopf über uns selbst.
Warum fällt es uns so schwer, Selbstfürsorge zu pflegen, damit wir in herausfordernden Zeiten nicht ständig über die Klippe springen? Wie gelingt es uns, frühzeitig zu spüren, dass wir jetzt gerade wenig Energie haben und es gut ist, mehr Pausen einzuplanen, einzufordern, einzugestehen? Warum geben wir den wesentlichen Themen wenig Raum?

Unsere Gesellschaft ist geplagt mit einem Drang zur Selbstoptimierung, extremen Perfektionismus und Hamsterradhedonismus bis zur Selbstaufgabe. Hier auszusteigen und das Leben im eigenen Rhythmus zu leben, sich Zeit zu lassen, wenn unsere Batterien gerade auf Reserve laufen, ist schwierig.

Zu überlegen, was wir im Hier und Jetzt wirklich brauchen und uns von unnötigen Dingen zu verabschieden kann ein hilfreicher erster Schritt sein. „Nein“ zu sagen zu Aktivitäten, Begegnungen, Aufgaben, …. die wir besser los lassen sollten, ist zwar nicht einfach, kann uns aber neue Freiräume schaffen, um mehr Ruhe in unser Leben zu bringen.
Es tut vielleicht gut, zu erkennen, dass vor allem auch ganz kleine Schritte möglich sind, um etwas zu verändern, statt gleich einem großen Ziel hinter her zu jagen, welches uns schon wieder überfordert.

Ganz klar ist  – wenn wir aus der Komfortzone hinein in eine große Wachstumszone oder gar in eine Panikzone katapultiert werden, ist es wichtig, als Erwachsene dafür Verantwortung zu übernehmen und uns Hilfe zu holen, wenn wir merken, dass wir es alleine nicht schaffen. (Familiäre Verstrickungen, ungesunde Lebensmuster zu durchbrechen braucht meist professionelle Begleitung.) Unter den Teppich kehren und irgendwie weiter funktionieren ist langfristig gesehen die schlechteste Entscheidung. Es kann mitunter unsere Kinder treffen, die dann unsere unerledigten Themen in noch mühevollerer Arbeit aufarbeiten müssen. Und das wollen wir nun wirklich nicht, oder?

Sich immer wieder Zeit lassen, um den eigenen Bedürfnissen nach zu spüren, zu erkennen, was für Themen wirklich unsere Aufmerksamkeit brauchen, geht nicht im Eiltempo. Das wird mir immer wieder klar. Eine Zeitlang geht es gut, da funktioniert es irgendwie…aber – das Leben lässt sich nicht an der Nase herumführen. Es klopft an unsere Tür und kommt herein – auch ungefragt! Und dann will unser Leben unsere Aufmerksamkeit!
Ja, das macht manchmal müde, sehr müde…deshalb braucht es den Mut, die Pausen, die Ruhe, die Stille zuzulassen um wirklich hin schauen zu können.
Wer von euch ist mutig genug?