Zeitfenster Hoffnung

Dass es auf dem Planet Erde gerade turbulent zugeht, das muss ich euch nicht sagen. Dass mich das sehr viel beschäftigt und ich damit bestimmt nicht alleine bin, ist auch eine Tatsache. Als Elternteil, als Mensch, als mitfühlendes Wesen ist es mir alles andere als egal, wie wir leben, handeln und damit alles auf dem Globus beeinflussen. Manchmal finde ich es mehr als zum Verzweifeln, wenn ich von all der Zerstörung und dem Leid höre, lese, erfahre, welches wir Menschen mit unserer Gier unserem Konsumwahnsinn und unserem Machtstreben verursachen. Wie soll das nur alles weiter gehen? Wie können wir unsere Lebensgrundlage, die Natur mit all ihren Wesen, retten, schützen, wieder heil werden lassen? Wie können wir uns aus diesem Hamsterrad von immer weiter, schneller, höher befreien, um wieder in Verbindung zu kommen mit den Wesensarten, die unser wahres menschliches Potential zur Entfaltung bringen. Das menschliches Potential, welches ausgezeichnet mit viel Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit  und Mut genug zu bieten hätte, um daraus lebensdienliches Verhalten wachsen zu lassen!

Von Zeit zu Zeit merke ich, dass mich die vielen Nachrichten über Klimakatastrophe, Kriege, Hungersnot usw. wirklich deprimieren und ich mich mit Sachen beschäftigen muss, die mir wieder Hoffnung geben. Ich stieß im Internet auf einen Vortrag von Joachim Bauer, der über sein Buch „Fühlen was die Welt fühlt“ referierte. Nun habe ich das Buch gelesen  und zum Glück in der Bücherei noch ein anders gefunden, welches mir wieder den Boden unter meinen Füssen  festigte: „Das Buch der Hoffnung“  von Jane Goodall und Douglas Abrams .

Während der Neurologe Joachim Bauer in seinem Buch dafür plädiert, dass wir alle unsere Empathiefähigkeit dringend pflegen und ausweiten müssen, um auch die Natur als Wesen in unser mitfühlen zu integrieren, motiviert Jane Goodall dass wir mit Hilfe unserer Widerstandkraft, mit unserem Kampfgeist, mit unserer Anpassungsfähigkeit und unserem Intellekt die nötige Umkehr herbeiführen können.

Im Buch von Jane Goodall finden sich viele wunderbare Geschichten von Tieren, Pflanzen, Menschen, die zeigen, dass es immer  Grund zur Hoffnung gibt, Grund, sich dafür einzusetzen, dass Menschen UND alle anderen Wesen der Natur ein gutes Leben hier auf der Erde leben können. Da ist zum Beispiel der Baum, der unter den Trümmern von Ground Zero gefunden, mühsam aufgepäppelt wurde und nun wieder jedes Jahr blüht. Oder die zwei Männer in einem kleinen Dorf in China, der Eine blind, der Andere ohne Arme. Sie taten sich zusammen, um Bäume zu pflanzen. Da sind die Schimpansen, die von Jane Goodall beobachtet wurden und jeweils ein besonderes Verhalten zeigten, wenn sie zu einem großen Wasserfall mitten im Wald kamen  – auf zwei Beinen stehend, staunend, mit aufstehenden Haaren, scheinbar sinnierend schauten sie dem herab rauschenden Wasser zu…was in ihren Köpfen wohl vor sich ging? Da sind die vielen Kinder, die Jane Goodall mit ihren Erzählungen über all ihre Naturforschungen so motiviert, dass sie Müll sammeln, Bäume pflanzen und sich dadurch selbst aus sozial äußerst schwierigen Situationen befreien können. Weil sie merken – ich bin wichtig, ich kann etwas bewirken! Hoffnung für das eigene Leben – Hoffnung für das Leben an sich!
Oft kamen mir die Tränen beim Lesen all der Berichte von Jane Goodall und Douglas Abrams. Mich berühren diese Geschichten. Mich berühren die Menschen – aber auch die Tiere und Pflanzen. Alle Wesen eben. Und ich denke, genau das ist der Schlüssel zum Gelingen der nötigen Wende!

„Nur wenn die prekäre ökologische Lage unseres Planeten nicht nur unsere Vernunft, sondern auch unserer Gefühle erreicht haben wird, werden wir das Momentum und die Energie gewinnen,
um unsere Lebensweise zu ändern.“
Joachim Bauer

Schon länger wollte ich wieder einmal darüber schreiben, dass uns langsam die Zeit knapp wird, um in Bewegung zu setzen, was längst in Bewegung sein sollte. Mit dem Lesen der beiden Bücher ist mir wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, die Stimme zu erheben für all diejenigen, deren Stimme scheinbar nicht zählt. Für all die Menschen, die unter schlimmen Bedingungen dahinvegetieren. Für all die Tiere, die sterben müssen, wegen uns Menschen, für all die Pflanzen und Bäume, die gedankenlos vernichtet werden. Jane Goodalls Worte bewegen und richten auf:

Lassen sie uns das Geschenk des Lebens nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen. Unseren Kindern und Kindeskindern zuliebe. Den Armen zuliebe. Den Einsamen zuliebe. und unseren Geschwistern in der Natur zuliebe, den Tieren, Pflanzen und Bäumen.
Bitte, stellen sie sich der Herausforderung, reißen sie die Menschen um sich mit und helfen sie ihnen. Leisten sie ihren Beitrag. Finden sie ihre eigenen Gründe zur Hoffnung und lassen sie sich davon leiten.“
Jane Goodall

Andererseits wurde mir auch bewusst, wie viele kleine Dinge, viele kleine Bewegungen es schon gibt, die zeigen, dass  die Menschen schon erkannt haben, dass JETZT der Zeitpunkt gekommen ist, zu handeln.  Im Buch der Hoffnung gibt es dafür zahlreiche wunderbare Beispiele, die inspirieren und motivieren. Dass das was wir gutes für andere – jedes Wesen – tun, auch uns zugute kommt ist eigentlich logisch, oder? „Was der Natur zugutekommt, nützt auch uns. Empathie, die wir der Welt entziehen, entziehen wir immer auch uns selbst.“ So formuliert es Joachim Bauer.

Oft hemmt uns die Angst davor, unseren Komfort aufgeben zu müssen, wenn wir ökologischer zu leben versuchen. Dass dem nicht so ist, wissen wir aber eigentlich tief in uns drinnen. Uns um unsere Lebensgrundlage zu kümmern bedeutet auch, uns um uns selbst zu kümmern.

“ Vegetarisch zu leben, den Energieverbrauch zu reduzieren, weniger zu fliegen, vom Auto aufs Rad oder auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, all dies wäre beziehungsweise ist gelebte Empathie – nicht nur gegenüber unserer eigenen Gesundheit. Die Kultur einer ökologisch gut aufgestellten Gesellschaft wird keine Kultur eines schlechten, freudlosen Lebens sein, im Gegenteil.“
Joachim Bauer

Also – packen wir es an. Jetzt. Jeden Tag. Immer wieder. Für uns. Für unsere Kinder. Für alle Wesen auf dieser wunderschönen Erde!