Wenn die kleinen Kinder zahnen, ist es nicht immer damit getan, dass ihnen der Speichel ein bisschen vermehrt aus dem Mund rinnt und ein Zahn nach dem anderen schön nebeneinander im Mund zum Vorschein kommt. Nein – die Zahnerei kann manchmal begleitet sein durch extrem anhängliches Verhalten, unruhigen Schlaf oder dem Bedürfnis nach vermehrtem gestillt werden (gefühltes Dauerstillen!). Während die einen Kinder eher tagsüber weinerlich sind und ständig die Nähe suchen, bekommen andere Kinder in der Nacht leichtes Fieber oder sind sehr unruhig. Bei manchen scheint eine leichte Erkältung jeden neu kommenden Zahn zu begleiten, andere zerbeißen sämtliche Schnuller, um die Spannungen im Mund los zu werden. Die Reaktionen, das Verhalten der Kinder in dieser kleinen Lebenskrise ist so unterschiedlich wie die Kinder selbst.
Ja, ich nenne dies eine kleine Lebenskrise, denn hier können wir als Eltern zum ersten mal über einen längeren Zeitraum erleben und auch lernen, wie sich unser Kind in einer (harmlosen) Krise zeigt. Wir erleben nicht nur, wie die Kinder damit umgehen, mit dem Schmerz, den Spannungen im Mund, sondern vor allem können wir uns selbst erleben, wie WIR damit umgehen. „Aha! So ist also mein Kind, so zeigt sich mein Kind in einer Krise, die es einfach durchzustehen gilt. Die alle Kinder durchstehen und auch ich durchgestanden habe. Oha! So geht es mir dabei, mein Kind in dieser Zeit zu erleben, zu begleiten!“ Weiterlesen „Resilienzerfahrung – bei den ganz Kleinen?“
BLOG
924
Wenn ihr mir vor zehn Jahren gesagt hättet, dass meine Kinder jedes Jahr, wirklich – JEDES JAHR hunderte von Kastanien mit nach Hause schleppen, um sie täglich, manchmal sogar mehrmals täglich durch die ganze Wohnung ziehen zu lassen, ich hätte euch – ehrlich gesagt – den Vogel gezeigt! Meine Kinder?? Gut, ja, ich hätte es ihnen in der Kleinkindphase zugetraut, weil ich es doch auch so wichtig finde, dass Kinder sich mit unstrukturierten Materialien beschäftigen, weil das so gut ist für die Sinne, die Wahrnehmung und so gesund und natürlich in der Beschaffenheit. Eh klar. Auch im Kindergartenalter hätte ich euch zugestimmt, dass sie sich damit noch gerne verweilen, Kastanienmännchen und andere Figuren gestalten, am Boden Muster legen, Kastanien zählen usw. Im frühen Volksschulalter, so dachte ich mir, hört das dann langsam auf…dann ist es nicht mehr sooo interessant, weil sie das ja schon etliche Jahre gemacht haben. (Angefangen mit der Kastaniensammlerei haben wir als der Herr Sohn einenhalb Jahre alt war). Weiterlesen „924“
Bunte Erntezeit
Der Herbst ist da. Spürbar. Am Morgen packe ich mich schon ordentlich warm ein, um auf den Weg zu gehen. Am See bläst ein kalter Wind, die Zugvögel sammeln sich und die Bäume verfärben ihre Blätter oder verlieren sie sogar schon. Im Garten haben wir einige Pflanzen abgeräumt, das Hochbeet ist bis auf Grünkohl und ein paar wenige Kräuter leergeräumt. Jetzt gibt es wieder Kistenweise Äpfel, Birnen, Kürbis und Zuccini. Und natürlich Kartoffeln…mmhhh…so viele gute Sachen!
Der Herbst ist die Zeit der Ernte. Die Vielfalt und Fülle der Ernte ist immer wieder ein großes Geschenk der Natur. Es ist auch die Zeit des Loslassens. Der Sommer ist vorbei. Die Energie geht wieder mehr nach Innen. In der Natur stirbt jetzt vieles ab, um umgewandelt zu werden, damit im Frühjahr neues Leben entstehen kann.
Diese Veränderungen bewusst wahrzunehmen ermöglicht mir, einen Vergleich zum Familienleben herzustellen.
Auch das Familienleben ist bunt. Wie die Blätter im Herbst und die Vielfalt der Ernte.
Da sind die schönen Erlebnisse, die gemeinsam erlebten Momente der Freude, wenn alle zusammen sind, die Meilensteine der Entwicklung der Kinder. Zu sehen, wie sie vertieft spielen, wie sie lachen, wie wir als Eltern teilhaben dürfen an diesem Wunder Mensch!
Andererseits sind da auch die Erfahrungen von eher schwierigen und herausfordernden Zeiten.
Wenn eines der Kinder krank ist, wenn wir uns als Eltern Sorgen machen bezüglich der Entwicklung der Kinder, wenn viele Termine ins Haus stehen und die Organisation des Familienalltags mit der Betreuung der Kinder der reinste Spießrutenlauf ist. Wenn wir merken, dass die Zeit als Paar sehr rar ist und wir uns fragen, was da sonst noch alles auf der Strecke bleibt. Wenn uns schon morgens der Geduldsfaden reißt obwohl der Tag noch endlos vor uns liegt. Weiterlesen „Bunte Erntezeit“
In Zeiten wie diesen
In Zeiten wie diesen, in denen verwirrende Ereignisse
die Menschen verunsichern, ist es gut,
durch echtes in Beziehung sein Halt zu geben.In Zeiten wie diesen, in denen Angst
als Mittel zur Macht verwendet wird, ist es gut,
vertrauen ins Leben und in das große Ganze
als wesentlichen Anker zu erkennen.In Zeiten wie diesen, in denen Respektlosigkeit gegenüber
unserer Lebensgrundlage Natur toleriert wird, ist es gut,
Achtsamkeit und Wertschätzung für alles Leben
in den Mittelpunkt zu stellen.In Zeiten wie diesen, in denen der Drang
nach immer mehr und immer schneller
die Menschen krank macht, ist es gut,
die Langsamkeit und den Verzicht als Medizin
für ein gesundes Leben zu entdecken.In Zeiten wie diesen ist es gut,
Samen der Zuversicht, des Neubeginns und der Möglichkeiten zu sähen,
damit ein Morgen lebenswert für Alle wird.
Vertrauen und Eigenverantwortung
Ich habe schon öfters darüber geschrieben – aber so wie es gesund ist für uns täglich Obst und Gemüse zu essen, so ist es gut, wenn wir uns immer wieder den wesentlichen Themen rundum die Begleitung von Kindern widmen.
Nachdem mir die beste Schwester der Welt das zweite Foto in diesem Beitrag geschickt hatte, konnte ich nicht anders…deshalb dieser Blog-Eintrag:
Kinder wollen die Welt entdecken. Sie folgen ihren Interessen und probieren aus, was alles geht oder auch nicht geht. Ihre Neugier, ihre Entdeckerfreude, ihr Wissensdurst ist manchmal unersättlich. Sie stellen Fragen über Fragen und nicht selten passiert es uns Erwachsenen, dass wir auf eine ihrer Fragen keine passende Antwort haben. Sie sind in ihrem Element, wenn sie ihren Interessen, ihren Neigungen nach gehen können und entwickeln dabei unermessliche Energie und Ausdauer. Zudem sind sie mutig, dass mir manchmal die Spucke weg bleibt. Der Drang, Dinge auszuprobieren, sich und ihre Kräfte zu messen ist so stark, dass wir Erwachsene daneben aussehen wie die größten Langeweiler. Weiterlesen „Vertrauen und Eigenverantwortung“
Von einfüßigen Ungeheuern und anderen Wesen
Zur Zeit verbringe ich viele Stunden damit, im Garten Schnecken einzusammeln. Diese kleinen, alles vertilgenden Ungeheuer sind in diesem Jahr wirklich eine Zumutung für unsere Pflanzen! Ich sammle sie in einem großen Kübel, trage sie über die Straße um sie im Wald wieder frei zu lassen. Und – ehrlich – diese Viecher sind mir unheimlich! Wahrscheinlich, so denke ich mir, wenn ich jeden Tag aufs Neue unzählige Schnecken einsammle, ja – sehr wahrscheinlich lachen sie mich aus! Diejenigen, die ich im Wald aus dem Kübel kippe lachen und erzählen ihren Verwandten von meiner Unwissenheit, erzählen von den paradiesischen Zuständen mit dem reichhaltigen Nahrungsangebot in unserem Garten und überreden ganze Sippschaften über die Straße zu kriechen und des Nachts über unsere Pflanzen herzufallen! Die fünf Igel, die in unserem Garten sind, scheinen ein Bündnis mit den Schnecken geschlossen zu haben. Die Igel dezimieren jedenfalls keine Schnecken – sie verzieren nur unsere Terrasse mit ihren schwarzen, kleinen Würstchen!! Weiterlesen „Von einfüßigen Ungeheuern und anderen Wesen“
Jede Krise geht vorbei
Die Zeit der starken Einschränkungen auf Grund der Corona-Pandemie sind vorbei. Wir alle dürfen wieder unsere Freundschaften pflegen und können viele Freiheiten so wie vor dem Lockdown genießen. Auch für die Kinder war es eine Zeit der Einschränkungen, eine Zeit, die mitunter verunsichernd wirkte. Die wichtigste Erfahrung hierbei ist, dass alles irgendwann vorbei geht. Jede Krankheit, jeder Schmerz, jede Krise ist irgendwann vorbei. Es geht weiter. Das Rad der Zeit dreht sich weiter.
Diese wichtige Erkenntnis haben Anita Bonetti und ich am vergangen Wochenende mit einigen Familien bei einem Ritual für die Kinder aber auch für deren Eltern noch einmal bewusst erfahrbar gemacht.
Wir müssen durchhalten, wenn wir durch eine schwere Zeit gehen, wir brauchen vielleicht Unterstützung, um überhaupt durch belastende Phasen in unserem Leben zu kommen. Die Erfahrung, füreinander da zu sein ist besonders in der Familie sehr wertvoll. Es gilt loszulassen, geduldig zu sein und zu vertrauen, dass es irgendwie weitergeht. Und dann, wenn alles überstanden ist, können wir zurück blicken und bemerken vielleicht, was daran gut war, was wir gelernt haben. Wir merken vielleicht, dass wir an der Krise gewachsen sind! Weiterlesen „Jede Krise geht vorbei“
Frustriert eure Kinder gesund
Mit der Aussage „Frustriert eure Kinder gesund“ wurde ich mehrmals bei den Seminaren von Rebeca und Mauricio Wild konfrontiert. Zuerst war ich schockiert! Wie kann so etwas bitte gesund sein? Die armen Kinder! Da reden die dauernd von respektvollem Umgang und dann äußern sie so etwas!!
Nach vielen Diskussionen, viel nachdenken und unendlich vielem beobachten der Kinder und Eltern im Kindergarten, meiner eigenen Kinder und uns als Eltern, den Kindern und ihren Eltern in meinen SpielZeit-Gruppen kann ich diesen Satz unterstreichen. Warum?
Weil wir als Erwachsene es „gut meinen“ und die Kinder vor Schwierigkeiten schützen möchten und ihnen gerne Hindernisse aus dem Weg räumen. Und das führt dann dazu, dass die Kinder es gewohnt werden, dass sie bei kleinen Herausforderungen nur zu quengeln brauchen und schon steht ein Erwachsener da, der ihnen hilft. Helfen ist ja so sozial und wichtig und gut – kann aber auch zu einer Abhängigkeit, Unselbständigkeit und Unzufriedenheit führen.
Natürlich ist es für die Kinder manchmal frustrierend, wenn sie so gerne etwas schon können würden und es aber einfach nicht oder noch nicht geht. Sie möchten auch schon schaukeln können oder den Deckel einer Flasche öffnen können. Sie wollen vielleicht schon laufen und strecken die Hand nach uns aus. Und diese freudvollen Momente wollen wir dem Kind doch ermöglichen, oder? Also, helfen wir und schaukeln das Kind an, öffnen den Deckel der Flasche und gehen in gebückter Haltung mit dem Kind an den Händen herum. Manchmal scheint es auch die einfachste Lösung der Welt zu sein als Erwachsener die Sache für das Kind zu erledigen und seine Ruhe zu haben. Nur – die nächste „Aufgabe“ die das Kind sich aussucht und wieder nicht gleich so gelingt, wie sich das Kind dies vorstellt führt dann zu einer nächsten „Hilfsaktion“ eines Erwachsenen und so dreht sich das Rädchen immer weiter. Weiterlesen „Frustriert eure Kinder gesund“
Selbstgemacht
Kinder lieben es ja, wenn sie die gleichen Tätigkeiten ausführen dürfen, wie wir Großen. Kaum können diese kleinen Stöpsel laufen, schnappen sie sich auch einen Besen, wenn jemand sauber macht und wollen mit helfen. In diesem Alter finden sie jeden Putzlappen hochinteressant und wischen und schrubben energisch an Fensterscheiben oder am Boden herum (je nachdem wo wir gerade sauber gemacht haben und es eigentlich ja überhaupt nicht nötig wäre). Werden sie größer, dann sind die Arbeiten in der Küche mehr und mehr von Interesse. Schneiden, rühren, kneten oder auch Tisch decken, Geschirrspülmaschine ein und ausräumen sind besonders beliebte Tätigkeiten. Weiterlesen „Selbstgemacht“
Ankommen
So lautet der Titel eines Buches von Haemin Sunim. Das ist eine einfache Tatsache. Leider vergessen wir das all zu oft im Alltag, oder?
Die Corona-Zeit ist dahingehend ja wahrlich eine Einladung zur Entschleunigung. Wenn sämtliche Termine plötzlich wegfallen und der Tag endlos vor uns liegt, dann erscheinen die kleinen Dinge plötzlich wieder groß. Es geht dabei nicht nur darum, selbst langsamer zu werden, um die Dinge bewusst zu tun, zu erleben. Sondern auch um den Schritt davor, wie den eigenen Gedanken Raum zu geben. Heute bin ich zum Beispiel über das Wort „ankommen“ gestolpert. Was bedeutet das eigentlich „ankommen“ ?
Um kleine Dinge wahrzunehmen, ist es ja durchaus auch wichtig, zuerst einmal im Hier und Jetzt mit unserer Aufmerksamkeit, mit unserem Sein anzukommen. Natürlich ist das alles ganz logisch und wir verstehen das alle ohne lange Erklärungen. Aber – wie bewusst ist uns das, wenn wir zum Beispiel abends ins Bett liegen? Habt ihr da schon mal nachgespürt ob euer Körper wirklich auf der Matratze zum liegen kommt? Oder gibt es da noch irgendwo im Körper eine Anspannung – in den Schulterblättern, an der Wirbelsäule, dem Hinterkopf oder an den Beinen – die verhindert, dass wir wirklich auf der Unterlage zum liegen kommen? „Ankommen“, um zu regenerieren, loszulassen und uns aus zu ruhen? Ich merke das bei mir manchmal: ich liege zwar im Bett, aber alles ist noch irgendwie angespannt und mich hindern unendlich viele Gedanken daran, mich einzulassen auf die Matratze unter meinem Rücken. Aber, wenn ich wirklich ankomme, mich wohlig ausstrecke, loslasse, ja, dann ist das vielleicht etwas alltägliches aber doch auch sehr schönes! Weiterlesen „Ankommen“